Die deskriptive Systemmodellierung ist ein modularisiertes, aus fünf Bausteinen bestehendes Diagnostikinstrument zur Erkundung eines Lebensführungssystems.
Das standardisierte Screening dient zum Feststellen, ob ein Auftrag für die Soziale Arbeit vorliegt. Der Baustein 1 dient zur Erfassung personenbezogener Ausstattungsdimensionen sowie sogenannter Recoveryfaktoren. Der weiterführende Baustein 2 beinhaltet orientierungsleitende Fragen zur Erkundung eines Lebensführungssystems sowie Arbeitsblätter zur Visualisierung der relevanten Handlungssysteme (Familie, Arbeit, Schattenwelten usw.). Dabei rückt das Vorgehen die Deutungen und Lebensthemen der Klientinnen und Klienten ins Blickfeld: Es geht also zusammengefasst darum, in die Welt der Klientinnen und Klienten einzutauchen, die Sinnhaftigkeit ihrer Lebensführung zu verstehen und die problemverursachenden bzw. -verstärkenden psycho-sozialen Prozesse sowie die Muster innerhalb der relevanten sozialen Handlungssysteme zu entdecken. Mit dem Baustein 3 werden anschließend unter Rückbezug auf Erklärungswissen Hypothesen zum Fall gebildet und unter Einbezug von professionellem Wertewissen eine Beurteilung und Bewertung der sozialen Dimension vorgenommen, die dann als Basis für die interdisziplinäre Fallbesprechung und Interventionsplanung (Baustein 4) dienen soll. Der fünfte Baustein ist als Unterstützung der Nachsorge angelegt.
Die 5 Bausteine der deskriptiven Systemmodellierung stehen für Sie hier zum Download bereit.
Um mit den Bausteinen arbeiten zu können ist eine vertiefte Kenntnis der einzelnen Tools sowie vertiefte Gesprächsführungs- und Beratungskompetenz erforderlich. Sowohl die kommunikative Kompetenz wie auch die Fähigkeit zu deutendem Verstehen und beratender Rekonstruktion müssen systematisch erlernt werden.
Für eine detaillierte Beschreibung der Bausteine und des Vorgehens verweisen wir auf unsere Publikation «Klinische Soziale Arbeit und Psychiatrie. Entwicklungslinien einer handlungstheoretischen Wissensbasis» (Sommerfeld, Peter/Dällenbach, Regula/Rüegger, Cornelia & Hollenstein, Lea 2016, Kapitel 5).
Die deskriptive Systemmodellierung ist konzipiert für das Erkunden eines Lebensführungssystems (inkl. Integrationsbedingungen), das Verstehen der Sinnhaftigkeit einer Lebensführung sowie das Herausarbeiten der (bio-)psycho-sozialen Problemdynamik. Im Unterschied zur idiografischen Systemmodellierung kann aber die Reichweite bzw. die Komplexität in der Erfassung der Problemdynamik in Abhängigkeit von der Anzahl eingesetzter Bausteine je nach Fall und Situation von der Fachperson gesteuert werden.
Screening besonders für klinische Settings interessant. Der Einbezug aller Bausteine ist für jene Settings geeignet, in denen es um das Herausarbeiten der sozialen Dimension und um das Verstehen der Problemdynamik geht (Arbeitsfelder bspw. Psychiatrie, Bewährungshilfe, Suchtbereich).
Zeitlicher Aufwand: ist je nach Anzahl der gewählten Bausteine unterschiedlich. Screening: ca. 20 Min.; Baustein 1 ca. 30 Min.; für eine umfassende Analyse eines ganzen Lebensführungssystems sind inkl. Gespräche, Hypothesenbildung und diagnostischer Einschätzung mehrere Stunden nötig, es können aber auch mit einem deutlich kürzeren Aufwand erste handlungsleitende Hypothesen zu einem Teilgebiet der Lebensführung gebildet werden.
Kompetenzen: erfordert bei den Fachpersonen Gesprächsführungskompetenz, systemisches Denken und Wissen und Können zur Erfassung der Fallkomplexität. Ebenfalls notwendig sind die entsprechenden Strukturen und Ressourcen innerhalb der Organisation für ein solches diagnostisches Arbeiten.
Pilotprojekt in der Psychiatrie. Weitere Projekte zur Erprobung sind in Planung.